Die 1.000 Gesichter der Architektur von New York.

12. April 2017

Die St. Patrick's Cathedral in New York
Winzig klein zwischen den Hochhäusern: Die St. Patrick's Cathedral

Die prächtige Kathedrale reckt sich in den Himmel. Die helle Fassade strahlt vor dem blauen Himmel. Doch keine Chance. Sie ist und bleibt winzig zwischen den Glasfassaden, die sich direkt neben ihr emporranken. Die Fenster der Hochhäuser reflektieren auf der Kirchenfassade und lassen das Gotteshaus wirken, als stünde es in einem Goldfischglas unter Wasser. Einige Meter tiefer unter der Erde rumpelt die Metro, die einem 50er-Jahre-Krimi entsprungen zu sein scheint. Laut donnern und quietschen die Metallwagen durch die tropfenden Tunnel (ich fahre jeden Tag damit, und zwar zuverlässig!). Und dann sind da noch die lautlosen Wasserfälle des Ground Zero.

 

New Yorks Architektur scheint ein Legokasten, dessen Inhalt jemand ordentlich durchgeschüttelt und dann wieder sorgfältig im 90-Grad-Winkel aufgestellt hat. Gotik drängt sich dicht an Art Déco, Glas bricht sich mit Backstein. Außerhalb Manhattans findet man zudem viele viktorianische Häuser – zum Beispiel auch in Brooklyn, wo ich zurzeit wohne (allerdings in einem Backsteinhaus).

Top of the Rocks: New York von oben

Blick über Manhattan vom Rockefeller Center aus
Blick über Manhattan

Der Verkehr auf der 5th Avenue braust. Autos hupen. Irgendjemand hält mir einen Flyer von Subway ins Gesicht. Entlang dieser Straße liegen viele bekannte Gebäude, die man sich unbedingt ansehen sollte – und zwar zu Fuß. Weder Metro noch Touri-Bus ersetzen das fabelhafte Gefühl, das sich in einem breitmacht, wenn man Manhattans tief eingeschnittene Straßen zu Fuß entdeckt! Ein guter Startpunkt ist die eingangs erwähnte Kathedrale – die St. Patrick’s Cathedral. Sie steckt zwischen den Hochhäusern, als hätte jemand hastig ein Buch weggestopft.

 

Nur weniger Meter entfernt liegt das Rockefeller Center im Art Déco Stil. Und weil es den Rockefellers zu langweilig war, einfach nur ein Haus zu bauen, entwarfen sie gleich einen ganzen Komplex, der sich über mehrere Straßenzüge und 89 m² erstreckt. Seit 1987 ist das Center eine Historic National Landmark. Besonders toll: Seit einigen Jahren ist die Aussichtsplattform „Top of the Rocks“ wieder zugänglich. Das habe ich gleich mal genutzt, um mir New York von oben anzusehen.


Freiheitsstatue, Zurechtfinden in New York

Mit Sinatra zur 5th Avenue

Das Flatiron-Building in New York
Fabelhafte Architektur und Musik

Schon tagsüber ist New York von oben eine Wucht. Die schieren Ausmaße des Central Parks werden einem erst hier bewusst und der Blick reicht bis an die Spitze Manhattans. Auch hier bietet das geordnete Gewirr von Wolkenkratzern, Kirchen und Wohnhäusern noch einmal ein spektakuläres Panorama. Noch besser wird es aber nachts. Wie ein Diamant glitzert die Stadt, die sich wie ein endloser Teppich aus Lichtern bis hinter den Horizont ergießt. Alles funkelt und vibriert. Der Lärm der Straßen ist nur noch mild zu hören. Sterne und Flugzeuge scheinen einen zu umschwirren.

Weiter die 5th Avenue hinunter trifft man auf die New York Public Library und das Empire State Building. Hier glaubt man, Frank Sinatra würde gleich aus der Tür treten. Jetzt lohnen sich auch noch ein paar weitere Blocks, denn ganz am Ende wartet das Flatiron-Building. Es ist so schmal, als hätte es jemand mit zwei riesigen Händen links und rechts zusammengepresst. Hier kann man übrigens Neorenaissance und Beaux-Arts-Enflüsse finden sowie auf einer Terrasse mit Stühlen Pause machen und freies WLAN nutzen. Musiktipp zum Hören für diese Stelle: The Mamas & The Papas.

Ort der Stille: Ground Zero

Wasserbecken am Gound Zero, Manhattan
Moment der Stille: Am Ground Zero

Nicht zuletzt hat New York aber auch in der neusten Architekturgeschichte Gespür gezeigt. Am Ground Zero sind neben dem One World Trade Center noch einige andere große Gebäude entstanden. Ein paar sind immer noch im Bau. Wirklich atemberaubend sind aber die beiden riesigen schwarzen Wasserbecken, die zum Memorial gehören. Sie befinden sich exakt an der Stelle, an der die beiden Türme des World Trade Centers gestanden haben. Lautlos stürzen Wasserfälle vom Rand hinab. Das Wasser sammelt sich am Boden, um beinahe noch stiller in ein noch dunkleres Quadrat abzulaufen. Stiller als lautlos? Ja, das geht. Es ist ein Bauwerk, das einem das Gefühl gibt, als würde hier immer noch eine Wunde vor sich hinbluten. Als würden die Tränen einer ganzen Nation ins Nichts stürzen.

Die 1.000 Gesichter von New Yorks Architektur sind definitiv mehr wert als einen kurzen Blick. Auch wenn ich nachher schmerzende Füße hatte, bin ich über jede Ecke und jeden Meter froh, den ich bisher so entdeckt habe. Ich habe auch einen Bericht über New Yorks Kunst geplant. Mal sehen, was daraus wird!

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