Krachend fährt die silberne Hochbahn auf den golden schimmernden Eisenträgern dahin – zwischen ockerfarbenen Art-déco-Gebäuden, Messingschildern und orangefarbenen Laternen, die sich in den Pfützen auf dem brüchigen Asphalt spiegeln. Glasfassaden verschwinden im Nebel, die verschnörkelten Zeiger einer großen Uhr an der Straßenecke scheinen hier besonders langsam zu laufen. Chicago: eine Zeitreise; die Straßen voller Musik. Eine Stadt aus Feuer, Wasser und Wind.
Schon der Flug von Buffalo nach Chicago nimmt vorweg, was mich hier erwartet: Sturm. Wie auf einer Straße mit Schlaglöchern schiebt sich das Flugzeug durch die Wolkenschichten. Meine Heimat für die anstehende Woche wird der mexikanisch geprägte Stadtteil Pilsen, wo ich privat in einer Kunstgalerie wohnen werde. Mit einer dicken, schwarzen und extrem plüschigen Katze und einem Künstlerehepaar. Am ersten Tag regnet es so stark, dass mir fast mein billiger Schirm wegfliegt, den ich in Washington gekauft habe. Danach wird es bei rund sechs Grad leidlich besser.
Auch relativ neue Bauten, wie der komplette Millenniumpark – mit dem beeindruckenden Cloud Gate – der erst 2004 eröffnet wurde, passen perfekt ins Stadtbild. Glitzernd bricht sich die Skyline abends im Edelstahl der großen Bohne. Wasser stürzt vom Crown Fountain mit seinen projizierten Gesichtern. Wer übrigens glaubt, dass hier nachts Al Capone um die Ecke schielt und die Stadt schießwütig in einen Moloch verwandelt, liegt falsch. Zumindest in Downtown wird man im Dunkeln eher gefragt, ob man Hilfe mit dem Stadtplan braucht, als dass man eins über die Rübe gebraten bekommt.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich irgendwann auf meiner Reise eine ältere Dame traf. Sie sagte: „I love New York but my heart belongs to Chicago”. Dazu von mir ein klares: JA! Chicago, you got me.
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