Wow, Etosha! Grinsende Giraffen und unheimliche Elefanten.

30. November 2024

Giraffen im Etosha National Park, Wilde Tiere, Namibia, Tierbeobachtung, Giraffen
Zwinker, zwinker - Giraffen haben unglaublich lange Wimpern und sind einfach cool

Löwen – ich hab immer gedacht, auf einer Safari hätte ich am meisten Schiss vor Löwen. Wer hätte wissen können, dass die nur faul wie angepisste Katzen in der Ecke liegen und wir auf einmal mitten in einer Herde wütend stampfender Elefanten feststecken würden?

 

Wir sind auf einem Roadtrip durch Namibia im eigenen Mietwagen. Nach der Namib Wüste im südlicheren Teil des Landes haben uns die staubigen Rüttelpisten nun in den Norden zu einem der tollsten Wildlife-Gebiete der Welt geführt – zum Etosha National Park. Hier kann man nach Herzenslust auf Self-Drive-Safari gehen und stundenlang mit Kamera und Fernglas in den Busch oder auf Salzebenen starren. Spoiler: Es ist quasi unmöglich, die Tonnen von Tieren nicht zu sehen, es sei denn, man hat einen Eimer auf dem Kopp. Nur Aussteigen auf freier Strecke geht auf keinen Fall, denn da draußen ist kein Zoo, sondern die afrikanische Wildnis. Zähne, Klauen, Hufe. Und riesige Augen, die plötzlich so nah sind, dass man die einzelnen, grauen Wimpern zählen kann, während einem der Puls in den Ohren hämmert.

 

Auftanken, Spekuliergläser scharfstellen und mitfiebern – auf in ein Abenteuer mit gestreiften, gefleckten, neugierigen, gefährlichen und schrägen Mitbewohnern unserer schönen Erde.

Den Wald vor lauter Giraffen

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Giraffe ganz nah

„Boah, ich glaube, da hinten ist eine Giraffe!“, rufe ich schon kurz nachdem wir das Eingangstor im Süden des Etosha National Parks passiert haben. Die Straßen sind nicht geteert und haben eine Waschbrett-Struktur aus Schotter, die Reifenpannen und Bandscheibenvorfälle in einem Handstreich erledigt. Man kann und darf nicht schnell fahren – will man aber auch gar nicht, denn man will ja was sehen. Tiere. Ich lasse das Seitenfenster runter und lehne mich mit dem weitesten Zoom meines Teleobjektivs aus dem Fenster, weil ganz dahinten ist eine Giraffe. Mein Männe lacht.

„Was lachst du?“, frage ich und mache weitere Verrenkungen.

„Hast du auch die andere Giraffe gesehen?“, fragt er mild und deutet aus dem gegenüberliegenden Fenster. Ich werfe fast meine Kamera weg. Da steht direkt neben unserem Auto eine freundlich kauende, riesengroße Giraffe. So nah, dass ich fast nur Flecken vor dem Fenster sehe. Dann setzt sie sich grazil in Bewegung und streift quer über die Straße. Ich habe keine Zeit, zum Weitwinkelobjektiv zu wechseln und das Viech ist einfach so groß und nah, dass ich es nicht als Ganzes auf ein Foto bekomme. Dann halt ein Detail-Portrait! Die Giraffe lässt ihre Augenlider flattern und grinst. Ich schwöre es! Dann stiefelt sie in die Ferne. Wow.

Springböckchen und Kampfadler

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Zebras - ganz schön neugierig

Schon der erste Tag im Etosha National Park überflügelt meine wildesten Träume. Eine Zebraherde kreuzt unseren Weg wie ein ewig langes Klavier und ein paar Gnus stoßen sich gegenseitig die Hörner ab. Springböckchen grasen in unmittelbarer Nähe eines Löwen, der aber offensichtlich schon gefrühstückt hat und mit dieser hoheitlichen Ignoranz wegtrabt, die nur Katzen haben. Wir sehen Oryx-Antilopen, die monatelang nichts trinken müssen, weil ihnen Morgentau und Wasser aus Blättern reichen, und Strauße, die wie Balletttänzer im Nirgendwo stehen.

 

Nur Elefanten sehen wir nicht. Schade. Diese gutmütigen, grauen Riesen hätte ich gern gesehen. Stattdessen zeigt sich ein Kampfadler von der Größe eines mittelalterlichen Drachens. Drohend sitzt er in einer kargen Baumkrone und schaut auf uns herab. Bis zu einem Meter können die Tiere groß werden, 6.5 Kilo schwer, mit 2.60 Metern Flügelspannweite. Obwohl er damit nicht durch unser offenes Autofenster pass, fahre ich fix die Scheibe hoch, als der Todesvogel seinen Krallenfuß bewegt.

 

Die beste Zeit, den Etosha National Park zu besuchen, ist am Ende der Trockenzeit, wenn die Büsche und Bäume keine Blätter haben (so ist es einfacher, Tiere zu entdecken) und sich die Parkbewohner an den Wasserlöchern versammeln.

Viele Touristen schauen sich nur den bekannten Ostteil des Parks an – aber wir hatten richtig viele Sichtungen und ganz besonders intensive Erlebnisse im Westteil…

Elefanten ganz nah – Herz ganz laut

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Das ist jetzt irgendwie waaay zu nah!

Es ist der zweite Morgen im Etosha National Park. Immer noch keine Elefanten. Alter, wo sind die, die kann man ja wohl kaum übersehen?

 

Als wir zu einer der Parkbuchten an einem Wasserloch fahren, sehe ich etwas Großes, Graues aus dem Augenwinkel. Ach komm, das ist doch wieder nur ein Fels.

Ist es nicht.

Es ist ein Elefant! Ich flipp aus! Wir parken neben ein paar anderen Autos, öffnen das Fenster und stellen den Motor ab. Der Elefant betrachtet uns prüfend. „Ach guck mal, jetzt kommt er sogar näher!“, flüstere ich aufgeregt und stelle meine Kamera scharf. Was für eine massive Eminenz ist das bitte? Alle Elefanten in den Zoos meiner Kindheit wirken plötzlich wie ein Flohzirkus.

Der graue Schrank kommt näher und fuchtelt mit seinem Rüssel in unsere Richtung. Dann noch ein Schritt. „Das ist aber jetzt schon ziemlich nah“, piepse ich.

 

Beim nächsten Schritt schließe ich das Fenster. Es wird augenblicklich höllenheiß im Auto. Keine Klimaanlage, kein Wind. Jetzt ist der Elefant so nah, dass ich sein Auge direkt vor mir sehen kann. Es scheint so groß wie meine ganze Hand. Ich schwitze. Der könnte uns jetzt einfach umschmeißen. Und manchmal machen Elefanten das auch, wenn ihnen die Autos nicht passen. Das hab ich irgendwann mal so gelesen, aber plötzlich ist es total real. Mir läuft Schweiß in den Nacken. Die Leute im Auto neben uns lassen den Motor an. „Sollen wir besser wegfahren oder uns nicht bewegen?“, flüstere ich in die dicke, heiße Luft. Bei Grizzlybären darf man zum Beispiel auf keinen Fall rennen, weil man sonst signalisiert, dass man Beute ist.

„Ich weiß nicht“, sagt mein Männe.

Wir sind vollkommen unvorbereitet. Und ich hatte Sorge, uns würde ein Löwe auf die Motorhaube springen… haha.

 

Nach einigen bedrohlichen Minuten, die sich wie Stunden anfühlen, dreht der Elefant langsam ab und schlendert zur Wasserstelle, wo er sich erstmal ein bisschen abduscht. Ich würde auch gern duschen. Mein Herz tuckert immer noch. Und das war nicht unsere letzte Elefantenbegegnung. 

Straußen-Cocktail und „Gib Gummi!“

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Ein seltener Moment: ein Strauß trinkt Wasser

An unserem letzten Tag in Etosha haben wir das unglaubliche Glück, einen Strauß beim Trinken zu beobachten. Strauße trinken nämlich normalerweise nie. Also nie. Alles, was sie an Flüssigkeit brauchen, ernten sie von Blättern und Gräsern. Krass. Um ihn herum stehen ein paar lustige Zebras, die ab und zu wegen absolut überhaupt nichts in Unruhe geraten und sich danach gegenseitig mit einem großen Fragezeichen in den Augen anschauen. Auch ein paar Giraffen sehen wir nochmal.

 

Dann tauchen mitten auf der Straße sechs Elefantenhintern auf. Wir stoppen und lassen sie ziehen, bis sie sich seitlich ins Gebüsch abtun. Wir haben ja was gelernt. Dann fahren wir langsam weiter. In der Gruppe am Straßenrand sind auch Junge. Unglaublich, wie niedlich etwas so Großes sein kann!

„Schau mal auf der anderen Straßenseite sind auch welche!“, rufe ich. Idyllisch ziehen links und rechts die Elefanten längs, bis sich einige entscheiden, wieder auf die Fahrbahn zu treten.

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Auf einmal sind überall um uns herum Elefanten - mit Jungen

Ein besonders großer Bulle wirft uns einen langen Blick zu und scheucht sein Kind mit dem Rüssel in den Busch.

„Du Sarah“, sagt mein Männe plötzlich und schaut beunruhigt in den Rückspiegel. „Hinter uns sind jetzt auch welche.“

 

Auf einen Schlag wird uns bewusst: Wir sind in einer Elefantenherde. Mittendrin. Wie konnte denn das jetzt schon wieder passieren! Nachdem ich gestern Abend noch Elefantensprache und -signale recherchiert habe, kann ich auch einwandfrei feststellen, dass der große Bulle, der jetzt stampft und mit seinen Ohren schlackert, gar nicht gut drauf ist. Elefanten können bis zu 60 Stundenkilometer schnell rennen – allerdings nicht Langstrecke.

„Gib Gummi!“, rufe ich und wir brausen schräg an der Böschung längs aus der Herde heraus. Mein Herz tuckert schon wieder.

Gegen Mittag sehen wir einen Löwen in der Sonne dösen, der nicht mal blinzelt, als wir anhalten und ihn beobachten. Viel zu heiß für Stress, ihr bescheuerten Menschen.

Elefanten. Wer hätte das gedacht.

 

So viel gelernt. So viel Respekt, so viel Schönheit und so viel Freiheit für all die durch Wilderei bedrohten Tiere (leider wird jedoch auch im Nationalpark immer noch illegal gejagt).

Ein Erlebnis, das sich für mich nicht nur in Fotos verankern wird, sondern auch in all den wilden Gefühlen, die wir in diesem Park durchlebt haben.

 

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Weitere Berichte von unserem Namibia-Trip und Abenteuern mit wilden Tieren findet ihr hier:

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