Calgary, Fort Macleod
15. April 2020
Plötzlich Corona. Gefolgt von meiner wilden Flucht nach Kanada. Dort dann Quarantäne. Mit meinem Freund. Ein spannendes Experiment für eine Beziehung, die zwischen zwei Kontinenten stattfindet und durch Reisen, Roadtrips und kilometerlange Tagesgewaltmärsche geprägt ist. "Stay home" für eine Beziehung, die gar kein richtiges Home hat, denn Home ist für uns überall. Hier kommt ein Bericht, wie zwei Menschen mit Hummel im Hintern 14 Tage lang auf etwa 20 Quadratmetern in der eisigen Einsamkeit von Kanada aufeinandersaßen. Wie sie sich von neuen Seiten kennenlernten, Interessen entdeckten und herausfanden, was das wirklich größte Problem in ihrem Zusammenleben war.
5. April 2020
Ich sitze neben meinem Papa im Auto. Sonne scheint auf meine Knie und es ist 16 Uhr. Aus Intuition drehe ich das Radio lauter. „Deutschland schließt nun seine Grenzen zu den Nachbarländern Schweiz, Frankreich und Österreich“, sagt die Stimme. In einer Woche wollten mein Freund und ich uns in Island für einen zweiwöchigen Roadtrip treffen. Er ist Amerikaner und ich Deutsche. Dann kam Corona. Immer näher. Jeden Tag.
„Wenn Deutschland dichtmacht, bin ich weg“, sage ich plötzlich ganz ruhig.
„Haha, ja“, sagt mein Papa. Dann läuft ein Song von Clapton.
Eine Stunde später reiße ich zu Hause im Dunkeln meinen Koffer vom Schrank, beantrage in zwanzig Minuten online ein Visum und buche einen Flug nach Vancouver, Kanada.