Van Gogh, Banksy & die High Line.

16. April 2017

Streetart in New York
Straßenkunst in New York, Lower Manhattan

Ein Haufen Mücken sammelt sich unter der Lampe, aus Audrey Hepburns Gesicht quellen bunte Farben und Formen, ein Vogel lugt zweidimensional hinter einer Hecke hervor. Dann sind da noch eine Tasse mit Löffel aus Fell und ein tobendes Sternenmeer. Nicht zu vergessen der knapp zweieinhalb Kilometer lange, begehbare Stadtgarten über den Straßen der City, in dem seltsame Zauberstiefel stehen. New York – eine Schatztruhe der Kunst!

 

Da ich mich in jeder Stadt für Street Art interessiere, google ich eines abends Street Art Spots in Manhattan. Dabei stoße ich auf die Seite Freetoursbyfoot und bin begeistert! Hier bieten lokale Guides auf Basis „zahl, was du willst“ Führungen durch ihre Heimatviertel zu verschiedenen Themen an. Auch eine Walking-Tour durch die Lower East Side zur dortigen Straßenkunst ist dabei und ich melde mich spontan an. Los geht es am nächsten Tag bei eisigem Wind in der Nähe vom Viertel Soho.

Ein Banksy in New York - oder doch nicht?

Graffiti: Rauch und Zahlen an einer Wand
Scheinbar ein Banksy - aber irgendwie auch nicht

Der Guide ist extrem freundlich und beginnt gleich mal mit der Geschichte der Street-Art-Szene von New York – großartig! Viele Graffitis sind längst keine illegalen Schmierereien mehr, sondern Aufträge der Haus- und Ladenbesitzer. Dementsprechend künstlerisch erstklassig sind viele der Bilder. Manche haben politische Aussagen, stehen für Feminismus oder sind gegen Kriege. Vieles erkennt man nicht auf den ersten Blick. Die Botschaften sind oft versteckt und viele Symbole schleichen sich ein.

 

„Oh ist das Banksy?“, ruft eine Teilnehmerin aus der Gruppe. Der Guide seufzt: „Nein. Es sieht zwar aus wie Banksy aber es ist kein Banksy. Viele Künstler haben schon lange vor ihm diesen Stil geprägt, sind aber nie so bekannt geworden. Und dementsprechend sind sie deutlich weniger wert.“ Ich nicke. Kunstmarkt und so. Da ich vor meiner Reise in einem Kunstmuseum gearbeitet habe, kenne ich dieses Dilemma.


Street Art in San Francisco, Haight Asbury

Der echte Van Gogh im MoMA

Van Goghs Sternennacht im MoMa New York
Kein Bild der Welt gibt das Gefühl des Originals

Apropos Kunstmuseum. Schwenk zum Museum of Modern Art (MoMA). Eigentlich bin ich wegen ein paar Wechselausstellungen dort. Eine davon ist mir zu trashig, die anderen sind ganz okay. Was mich aber wirklich umhaut, ist am Ende die dauerhafte Collection. Als großer Fan von Dalí kann ich es nicht fassen, dem Bild mit den fließenden Uhren im Original gegenüberzustehen! Einen Raum weiter ergießt sich ein Triptychon von Monets Seerosenteichen an einer kompletten Wand. Es ist, als würde man darin versinken. Nicht zu vergessen ist dann auch die verstörende Pelztasse von Meret Oppenheim, die einen irgendwie schaudern lässt.

 

Und dann auf einmal ist da Vincent van Goghs Sternennacht. So blau, so leuchtend, so intensiv und so pur. Mir ist, als wollte ich die Magie des Anblicks einpacken und in eine Schachtel stecken. Kunst im Original ist etwas anderes, als in einer Online-Sammlung. Ein Eindruck, den man einfach nicht anklicken kann. Als stünde der Maler hinter einem und würde einem ins Ohr atmen.

 

Museum of Modern Art, 11 West 53rd Street, Manhattan, New York, Metro: 53rd Street/5th Avenue, E, M, Eintritt: Erwachsene 25 $, Studenten 14 $, Senioren 18 $ (April 2017)

Ein Park auf Schienen: Die High Line in New York

High Line New York
Chillen auf der High Line
Nun möchte ich gern noch von einem Highlight berichten, das vielleicht nicht jeder kennt: die High Line. Ehemals eine Hochbahntrasse – wie in Chicago – wurde diese Verbindung für Güterzüge in den 50er Jahren unattraktiv, weil viele Firmen auf LKW umsattelten. Sie sollte abgerissen werden, aber eine Initiative wehrte sich dagegen und gestaltete sie zwischen 2006 und 2014 in einen begehbaren Stadtgarten um.
Man folgt der alten Trasse rund 2,3 Kilometer über die Straßen New Yorks hinweg über wunderschöne Holzstege, zwischen blühenden Bäumen und Kunstwerken her. Vom Design her mutet der Pfad fast schon Hipster-verdächtig an und ist eine ruhende, grüne Seele inmitten von Beton, Glas und Lärm. Immer wieder findet man kleine und große Schätze von Künstlern wie eine Street-Art-Wall oder zauberhafte silbrige Stiefel. Weitere Kunstaktionen sind in Planung. Mein Tipp: Bringt ein Buch mit, Picknick und lasst es euch gut gehen!

 

The High Line, Start am Bahnhof 34th Street/Hudson Yards, Metro: 7, Eintritt frei

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