Ein Haufen Mücken sammelt sich unter der Lampe, aus Audrey Hepburns Gesicht quellen bunte Farben und Formen, ein Vogel lugt zweidimensional hinter einer Hecke hervor. Dann sind da noch eine Tasse mit Löffel aus Fell und ein tobendes Sternenmeer. Nicht zu vergessen der knapp zweieinhalb Kilometer lange, begehbare Stadtgarten über den Straßen der City, in dem seltsame Zauberstiefel stehen. New York – eine Schatztruhe der Kunst!
Da ich mich in jeder Stadt für Street Art interessiere, google ich eines abends Street Art Spots in Manhattan. Dabei stoße ich auf die Seite Freetoursbyfoot und bin begeistert! Hier bieten lokale Guides auf Basis „zahl, was du willst“ Führungen durch ihre Heimatviertel zu verschiedenen Themen an. Auch eine Walking-Tour durch die Lower East Side zur dortigen Straßenkunst ist dabei und ich melde mich spontan an. Los geht es am nächsten Tag bei eisigem Wind in der Nähe vom Viertel Soho.
Der Guide ist extrem freundlich und beginnt gleich mal mit der Geschichte der Street-Art-Szene von New York – großartig! Viele Graffitis sind längst keine illegalen Schmierereien mehr, sondern Aufträge der Haus- und Ladenbesitzer. Dementsprechend künstlerisch erstklassig sind viele der Bilder. Manche haben politische Aussagen, stehen für Feminismus oder sind gegen Kriege. Vieles erkennt man nicht auf den ersten Blick. Die Botschaften sind oft versteckt und viele Symbole schleichen sich ein.
„Oh ist das Banksy?“, ruft eine Teilnehmerin aus der Gruppe. Der Guide seufzt: „Nein. Es sieht zwar aus wie Banksy aber es ist kein Banksy. Viele Künstler haben schon lange vor ihm diesen Stil geprägt, sind aber nie so bekannt geworden. Und dementsprechend sind sie deutlich weniger wert.“ Ich nicke. Kunstmarkt und so. Da ich vor meiner Reise in einem Kunstmuseum gearbeitet habe, kenne ich dieses Dilemma.
Apropos Kunstmuseum. Schwenk zum Museum of Modern Art (MoMA). Eigentlich bin ich wegen ein paar Wechselausstellungen dort. Eine davon ist mir zu trashig, die anderen sind ganz okay. Was mich aber wirklich umhaut, ist am Ende die dauerhafte Collection. Als großer Fan von Dalí kann ich es nicht fassen, dem Bild mit den fließenden Uhren im Original gegenüberzustehen! Einen Raum weiter ergießt sich ein Triptychon von Monets Seerosenteichen an einer kompletten Wand. Es ist, als würde man darin versinken. Nicht zu vergessen ist dann auch die verstörende Pelztasse von Meret Oppenheim, die einen irgendwie schaudern lässt.
The High Line, Start am Bahnhof 34th Street/Hudson Yards, Metro: 7, Eintritt frei
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