Laugavegur Island · 2024



Landmannalaugar · Hrafntinnusker · Hvanngil · Emstrur · Þórsmörk · 55 km

 

 



21. September 2024

Durch Flüsse, zum Mars, zum Ziel: Laugavegur II.

Morgen: Ab 12 Uhr Starkregen mit Sturm, steht auf einem handgeschriebenen Schild im Fenster der Wanderhütte.

Fernwandern im Starkregen stinkt und kann nur übertroffen werden durch Zeltaufbau im Starkregen. Wir sind unterwegs auf Islands Laugavegur, 55 Kilometer und vier Tage lang durch unbeschreiblich schöne Highland-Landschaften mit grünen Vulkanen, Schneefeldern und reißenden Flüssen. Mit Rucksack und Zelt, mit Selbstverpflegung und allen Wettern.

Starkregen und Sturm. Ausgerechnet auf der Etappe, auf dem wir zu Fuß einen großen Fluss durchqueren müssen, vor dem uns eh schon die Muffen sausen.

„Dann sind wir nass von allen Seiten“, frotzel ich, während mir die Warnung vor schwellenden Flüssen bei Regen einfällt.

Zum Glück fällt uns dann auch noch ein, dass es in Island im Juli ja nachts kaum dunkel wird.

„Warum stehen wir nicht früh auf und versuchen, die Etappe noch vor dem Regen um zwölf abzureißen und das Zelt im Trockenen aufzubauen?“, schlage ich vor.

Um 4:30 Uhr geht der Wecker.

Ein Fluss, eine Mondlandschaft – und das Ziel vor Augen.

15. September 2024

Von Regenbogenbergen zu Eisschluchten - Laugavegur I.

Die Zeltplane flattert leise hinter dem Steinkreis. Vor uns ein weites, schroffes Tal aus braunem Vulkanstein mit weißen Schneefeldern. Die Luft ist glasklar, der Himmel wie ein seidig blaues Tischtuch, auf dem ein Glas Aprikosensaft umgekippt ist. Es ist nach 22 Uhr und die Dämmerung schleicht unsicher um die Bergspitzen, obwohl sie weiß, es ist Island im Juli und die Nacht hat keine echte Chance.

Wir sind unterwegs auf dem Laugavegur – einem der schönsten, kurzen Fernwanderwege der Welt. Vier Tage und 55 Kilometer durch Islands Highlands. Vorbei an Regenbogenbergen und dampfenden Quellen, hoch hinaus auf Berggrate, durch hüfthohe, eiskalte Flüsse und zu grünen Vulkanen, die so surreal aussehen, als hätte sie ein verwitterter Landschaftsmaler aus den 17. Jahrhundert erfunden.

Vier Tage durch harsches Land, das zu schön, zu wild und zu unglaublich ist, um es in Bilder oder Worte zu sperren. Ich versuche es trotzdem. Ein Zauber auf jedem Meter – dies ist kein Trail-Guide, dies ist ein Gedicht. Teil eins.


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