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24. Juli 2020
Innerhalb von fünf Minuten habe ich online eine bezahlbare Ferienwohnung auf Rügen an der Ostsee gefunden. Ich schmeiße meine Prötteln ins Auto. Rügen statt Ruhrgebiet! Steht das nicht aktuell auf jedem zweiten, ätzenden Werbeplakat, das uns ernsthaft weismachen will, dass wegen Corona „Lummelsbach statt Los Angeles“ jetzt total affengeil ist? Ist es nicht. Vergesst es. Nicht mal mit billigem Fusel. Ich donnere auf die Autobahn Richtung Norden. Als ich die Brücke zur Insel Rügen überquere, singe ich laut und schräg zu „Perfekte Welle“ von Juli. Dann fühle ich mich kurz steinalt, weil ich noch weiß, wie das Lied 2004 in den Charts war und es mir vorkommt wie gestern. Egal – ich bin am Meer! Einfach so.
10. Juli 2020
Die Autobahn ist so leer, dass ich mitten auf der Straße anhalten und Tschaikowskis vierte Sinfonie aufführen könnte. Ich fahre von Bayern nach Sachsen. Ganz offensichtlich keine heiße Touristenroute. Mir fällt der melancholische Song „Frankfurt Oder“ von Bosse ein. Doch ich habe große Missionen im Osten: Ich möchte endlich die Basteibrücke im Elbsandsteingebirge von meiner Bucket List streichen, ich möchte meinen Brieffreund in Dresden besuchen, den ich in zehn Jahren erst einmal gesehen habe, und ich möchte einen Teil meiner Familie im Erzgebirge kennenlernen, den ich – außer als Baby – noch nie getroffen habe.
28. Juni 2020
Ich bin auf dem Weg zur Schellenberger Eishöhle am Untersberg. Dreieinhalb Stunden hoch zum Eingang, eine Stunde in der Höhle, dreieinhalb Stunden wieder zurück. Es sei denn, man stürzt aus Verzweiflung einfach senkrecht ins Tal. Dann nur 3,5 Minuten.
Während die Exkursion in die Eiswelt des Todes zur ultimativen Herausforderung wird, verstecken sich in einem fantastischen Wald haushohe Brocken, auf denen Bäume wachsen. Durch eine Klamm mit Stegen in Steilwänden schießt schäumende Gischt und mitten in einem türkisgrünen See steht ein winziges Holzhaus, dessen Plankenweg sich im Wasser verliert. Auf dem zweiten Teil meines Roadtrips nehme ich euch mit nach Berchtesgaden. Zu magischen Orten, die ich weder in Deutschland, noch irgendwo sonst vermutet hätte.
19. Juni 2020
Eigentlich wären mein Freund und ich jetzt in den USA. Zusammen. Aber Corona denkt, es wäre lustiger, wenn wir nicht zusammen sein können. Wenn ich allerdings eines
nicht mache, dann bloß zu Hause rumheulen. Also habe ich beschlossen, sobald es geht, einen Solotrip durch den Süden und Osten Deutschlands zu machen.
Gleich bei meiner Ankunft in Garmisch stellt sich heraus, dass mein schmerzender Hintern nach der langen Fahrt das geringste Problem ist. „Griaß God!“, sagt mein Gastgeber in
Garmisch-Partenkirchen. Und: „Hoisch Moisch Boisch!“ Ich gucke wie ein Esel im Regen. „Guten Abend“, sage ich dann mangels tiefgreifender, bayrischer Sprachkenntnis. Er führt mich durch die
Ferienwohnung, deutet auf Schränke und Schalter und sagt: „Boisch, gell?“ Zum Glück ist der Mietvertrag auf Deutsch und als ich unterschrieben habe, kann ich mir endlich ein Rustipani in den Ofen
werfen und die Füße hochlegen. Und das war erst der Anfang.