Der Regen schlägt von der Straße wieder hoch, die Luft ist weiß. Ich rate mal ein bisschen, wo wohl die Tankstelle sein mag, die mein Navigationsgerät mir anzeigt. Denn man sieht einfach nichts. Als ich aussteige und feststelle, dass das Kreditkartengerät nicht funktioniert und ich nur noch fünf Dollar in bar dabei habe, kracht der Donner direkt über mir so laut, dass der Asphalt zittert. Ich bin zurück in Chicago. In der Stadt, die ich liebe. Und weil hier meine Reise endet, schießt sie noch mal so ein richtiges Feuerwerk ab. Goodbye, USA!
Irgendwann finde ich tatsächlich eine Tankstelle, an der ich meinen Wagen noch ein letztes Mal volltanken kann. Irgendwann hört auch der Wolkenbruch auf. Ich setze den Blinker, streiche mit meinen Fingern über das Lenkrad und seufze. „Unsere letzten 15 Minuten sind gekommen“, sage ich leise ins Nichts. „Ich bringe dich jetzt heim.“ Es ist nur ein Auto. Gemeinsam fahren wir in das Verkehrschaos von Downtown. Die Häuser werden größer. In den Glasfassaden spiegeln sich die zerrissenen Überreste der Gewitterwolken.
Dann erreiche ich nach einigen Umwegen die Mietwagenstation – es geht doch nichts über eine Stadtrundfahrt durch winzige Einbahnstraßen, die zwischen himmelhohen Häusern eingequetscht sind, während einem der Krankenwagen im Nacken sitzt und zwanzig andere Verkehrsteilnehmer wie verrückt hupen.
Noch zwei Tage verbringe ich in Chicago. Ich brauche keine Stadtkarte mehr. Ich war doch gerade erst hier. Als ich wieder vor dem Schild stehe, das den Beginn der Route 66 anzeigt, schrumpft auf einmal alles in sich zusammen. Die Zeit. Die Strecke. Die Reise. Ich selbst. Habe ich das wirklich gemacht? War ich wirklich weg? Um mich herum wuseln Touristen. Niemand weiß, wo ich überall gewesen bin. Ich lächele. Niemand weiß es, aber es ist tief in meinem Herzen und leuchtet heller als die Sommersonne.
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