Boah, morgens schon Regen und Stau, die Bahn kommt nicht, der Chef lässt was Unnötiges vom Stapel, Kopfschmerzen, eine blöde WhatsApp in der Familiengruppe, der Kontostand ist auf halbmast, mal wieder keine Zeit für die wirklich schönen Dinge– Moment!
In einer Welt voller Konsum, Gegenstände und Möglichkeiten denken wir in solchen Augenblicken oft, dass es jetzt nur noch Lieferando, ein Serien-Abend, heftiges Online-Shopping oder der nächste Urlaub in drei Monaten rausreißen können. Klar, kann man mal machen.
Aber es gibt viele andere kurze und kostenlose Möglichkeiten, um aus dem
fliegenden Kettenkarussell des Alltagswahnsinns auszusteigen und sich einen Moment zum Atmen und Lächeln zu verschaffen. Ohne großes Gedöns, ohne großen Zeitaufwand, ohne viel Geld – aber oft mit
erstaunlich schönen Langzeitfolgen, an die eine einmalige Pizza-Lieferung einfach nicht rankommt. Nicht mal mit doppelt Parmesan.
Durch mein Leben aus dem Koffer, durch Begegnungen mit Menschen aus aller Welt und das hautnahe Erleben von anderen Lebensweisen, Armut und Improvisation, habe ich erfahren, wie wenig es manchmal braucht für ein bisschen Glück. Ich habe keinen Bock mehr, auf hohem Niveau über Regenwolken zu meckern während woanders Krieg ist oder mich in unnötigen Konsum zu flüchten. Hier kommen fünf Ideen, die deinen Alltag schnell und kostenlos schöner machen. Na, bereit?
Mit dem Alltag ist es wie mit Schlagzeilen: Wir sehen und lesen nur die Katastrophen. Dies war kacke, das hat zu lange gedauert, jenes war anstrengend, irgendwas ist kaputt.
Mein Papa sagte mal zu mir: „Ich habe gehört, dass Jürgen Klopp jeden Abend an zehn Dinge denkt, für die er an diesem Tag dankbar ist.“
Etwas, das mir nachhaltig im Kopf geblieben ist. Zehn Dinge, jeden Tag. Ich liege im Dunkeln im Bett. Mir fällt ein, dass heute zum ersten Mal eine kleine Blaumeise an meinem neuen Futterspender war. Das war toll. Ich bin dankbar. Dann hatte es nachts gefroren und ich war echt dankbar für meine Garage, wegen der ich nicht erstmal bei minus fünf Grad ewig eiskratzen musste. Außerdem schrieb mir eine Freundin, dass es ihrer Mutter endlich besser geht. Im Supermarkt gab es tatsächlich kurz vor Ladenschluss noch eine einzige Packung von meinem Lieblingspudding. Bei Bekannten in Nepal war ein leichtes Erdbeben – hier in Deutschland nicht. Und langsam, mit jedem kleinen Gedanken, fühle ich mich leichter, muss ich mehr lächeln. Auf einmal erscheint der ganze Tag in einem anderen Licht. Ich fühle mich ein bisschen demütig und sehr zufrieden.
Und wenn du zusätzlich an jedem Tag im Jahr nur einen dieser Gedanken auf einen Zettel schreibst und in ein Marmeladenglas steckst, hast du am Ende des Jahres 365 tolle Erinnerungen und positive Momente zum Nachlesen.
Mehr Gedanken von mir zum Thema Dankbarkeit findest du hier: What a beautiful Day! Wie Dankbarkeit glücklicher macht.
Nur wenige Menschen bleiben völlig unberührt von Musik. Sie kann uns an einen Sommer mit Freunden erinnern, an die Jugend, an eine Prüfungsphase, an eine Beerdigung, an einen bestimmen Menschen, an ein Lebensgefühl. Sie kann uns manchmal von einem Moment zum anderen traurig machen – oder uns Energie geben. Wenn es dir nicht gut geht oder du dich müde und ausgebrannt fühlst, such dir einen bestimmten Song bei Spotify, auf dem Handy, vom Plattenregal aus. Etwas, von dem du weißt, dass es dich an einen schönen Moment erinnert, dir Kraft gibt.
Singe laut im Auto, unter der Dusche, tanze sinnlos durchs Wohnzimmer oder schmeiß dich auf die Couch und höre einfach zu, ohne gleichzeitig etwas anderes zu tun. Mach die Augen zu und lass los. Mamma Mia, Backstreet Boys, Sia, Rolling Stones, scheißegal. Das ist dein Moment.
Wo schauen wir meistens hin – auf Bildschirme oder in Bücher und Zeitungen. Wann genießen wir mal was ganz bewusst, ohne nebenbei schnell aufs Handy zu gucken, was nachzulesen und noch irgendwas zu regeln?
Ganz krasse Idee jetzt: Leg das Handy, das Tablet oder die Zeitschrift zur Seite. Schalte den Computer oder den Fernseher aus; besonders in einem Moment, wo du normalerweise immer davorhängst. Nimm dir ein Glas oder eine Tasse und mach dir irgendwas zu trinken. Einen Kaffee, Tee, Kakao, Saft, Kranwasser. Setz dich mit Blick zum Fenster hin und tu zehn Minuten lang nichts, außer mit dem Getränk in der Hand rauszuschauen. Was siehst du? Ich meine, was siehst du wirklich? Jemanden, der mit einem Kinderwagen vorbeigeht? Einen witzigen Sticker auf einem Auto, einen Vogel am Himmel, Blätter in der Luft, die bunten Fensterläden gegenüber, die Krokusse im Rinnstein, Wolken die wie Tiere aussehen,…? Wenn du magst, schreib auf einen Zettel, was du siehst – auf einmal ist die kleine, bekannte Welt vor dem Fenster wie ein Wimmelbild.
Wie sagte schon Astrid Lindgren: „… und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ Right so.
Sei ehrlich, wir alle wissen, dass Bewegung gut für die Gesundheit und Laune ist, aber wer hat im Winter bei Regen und Dunkelheit, nach einem langen Arbeitstag oder am freien Tag Lust, draußen rumzulaufen? Der Mensch ist oft ein gemütliches Faultier. Aber wusstest du, dass langes Sitzen schädlicher sein kann als Rauchen? Dass nur 150 Minuten Bewegung in der Woche die Lebenszeit verlängern können?
Jetzt denken wir: „Da hab ich gar keine Zeit für!“ Ehrlich? 21 Minuten pro Tag für einen Spaziergang versus vermutlich mehrere Stunden, in denen wir Serien, Filme oder Reels und TikTok-Videos schauen, ohne zu merken, wie ein ganzer Nachmittag oder Abend verrinnt?
Manche Leute haben einen Hund, der sie zum Rausgehen zwingt. Ich hab’s nicht so mit Hunden, aber ich hab eine Kamera, mit der jeder noch so kleine Spaziergang viel mehr Sinn bekommt und Spaß macht. Auch eine Handykamera reicht. Auf einmal läuft man nicht mehr grumpy um den Block, nur weil man sich bewegen muss. Man fängt an, nach Motiven Ausschau zu halten. Man entdeckt mit der Zeit Kleinigkeiten: Licht und Schatten, Beeren im Busch, Deko an einer Hauswand, Risse im Asphalt, Hausnummern, Türen, Fenster, Baumrinde,… Mein Freund und ich stellen uns manchmal ein bestimmtes Thema zur Challenge, nachdem jeder am Ende ein Best Of an Bildern vorstellen muss. Vielleicht „Frühling“, „Sonnenlicht“, Regentropfen“, „Steine und Holz“,… Lass dir was einfallen, lad es wo hoch, teile es mit Freunden, geh raus.
Ja, der Alltag kann nerven. Wir werden wütend oder traurig, zerdenken Gespräche, die nie stattfinden, verfluchen jemanden und können nachts nicht schlafen, weil uns etwas immer noch sauer macht. Ich habe vor einer Weile zufällig irgendwo gelesen: If something won’t matter in five years, don’t waste more than five minutes worrying about it now.
Und ich musste darüber lachen, wie simpel und wahr dieser Satz ist. Wie oft habe ich mich verrückt gemacht wegen etwas, über das ich schon nach 5 Tagen oder Wochen lachen konnte. Über etwas, das ich in 5 Jahren komplett vergessen hatte.
Inzwischen versuche ich jedes Mal, wenn ich wegen etwas Overthinking oder Wut
betreibe, innezuhalten und mich zu fragen: „Wird das in fünf Jahren noch wichtig sein?“ Sehr oft muss ich gestehen: Nein, so wichtig ist es nicht. Dann ärgere ich mich noch eine
weitere Minute und versuche, das Ganze fallenzulassen. Mit Gelassenheit und dem Wissen, dass es das gar nicht Wert ist und in 5 Jahren – oder schon viel früher – total egal.
Nichts, was ich hier vorgestellt habe, kostet viel Geld oder Zeit. Manchmal fünf, manchmal fünfzehn Minuten pro Tag. Aber die positive Wirkung daraus hält viel länger und kann uns nachhaltig verändern, dankbarer, lockerer, fröhlicher und vielleicht sogar gesünder machen. Wir tauschen Zeit, die uns was nimmt, mit Zeit, die uns was gibt. Weniger Meckern, weniger dulles Konsumieren und Versumpfen in Ablenkung – mehr Bewusstsein und Happiness.
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