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24. Juli 2017
Der Regen schlägt von der Straße wieder hoch, die Luft ist weiß. Ich rate mal ein bisschen, wo wohl die Tankstelle sein mag, die mein Navigationsgerät mir anzeigt.
Denn man sieht einfach nichts. Als ich aussteige und feststelle, dass das Kreditkartengerät nicht funktioniert und ich nur noch fünf Dollar in bar dabei habe, kracht der Donner direkt über mir so
laut, dass der Asphalt zittert. Ich bin zurück in Chicago. Nachdem ich elf Wochen lang von der Ostküste zur Westküste und wieder zurückgefahren bin. Und das Ende meiner Reise hat ein
grandios-irres Finale mitgebracht.
13. Juli 2017
„You want it darker, we kill the flame”. Leonard Cohens tiefe Stimme erfüllt
das Auto. Direkt neben uns donnert ein dunkelblauer Strom dahin. Überschlägt sich, spaltet sich an spitzen, gelben Felsen und stürzt dann ins Nichts. Hinter der nächsten Kurve dampft es. Aus
einem türkisblauen Krater steigen heiße Wolken auf. Yellowstone ist eine Offenbarung. Eine OP am Herzen der Erde. Mit einem ganz besonderen Menschen.
8. Juli 2017
Eine dünne Nebelschicht liegt über den Spitzen der Golden Gate Bridge, als ich San Francisco im Morgenlicht verlasse. Es geht zurück nach Hause. Irgendwie. Ein
seltsames Gefühl. Aber noch liegt ein Monat vor mir. Ein Monat in der wilden Natur des Nordens der USA. Blaue Seen, Schnee, dunkelgrüne Tannen, heiße Quellen.
Ein Monat, in dem ich versuche, komplett ohne Motels auszukommen und möglichst oft privat zu übernachten. Ich entdecke
Couchsurfing – und damit jede Menge Überraschungen.
23. Juni 2017
Die orangefarbene Straßenbahn knattert an dem violetten Haus vorbei, an dessen Fassaden Regenbogenflaggen im Wind wehen. Es riecht ein bisschen nach Meer und ein bisschen nach Gras. An der Bushaltestelle gegenüber schaut Janis Joplin von einem Plakat. Es ist 2017. Fünfzigjähriges Jubiläum des „Summer of Love“. Willkommen in San Francisco. Der Stadt von Blumen, Träumen, Musik und einer der beeindruckendsten Brücken der Welt, die für mich eine ganz besondere Bedeutung hat.
11. Juni 2017
Eine Frau mit “I love California”-Aufdruck auf dem Shirt hebt ihren kleinen Hund hoch. Dann gibt sie ihm ein großes Stück Fleisch von ihrem Teller. Ihre Freundinnen
lachen. Alle haben Löcher in den Jeans. Ungefähr einen Meter daneben streckt ein Obdachloser seinen Kopf durch die dreckigen Planen seines Zeltlagers. Sein Blick ist müde und leer. Los Angeles
ist eine zerrissene Stadt. Zwischen Glitzer und Tragödie. Sie ist das Ende von 4.000 Kilometern Route 66.
3. Juni 2017
Ein zitronengelber Schmetterling, etwa so groß wie meine Handfläche, flattert über dem grünen Fluss, der von Bäumen und riesigen, roten Sandsteinschluchten gesäumt
wird. Das denke ich mir aus? Nein, so eine Vollkommenheit kann man sich nicht ausdenken. Dem entgegen steht eine leere Unendlichkeit aus braunen Felsen und Hitze, die einem unmerklich aber
kontinuierlich die Lebensgeister aussaugt. Die Nationalparks im Westen der USA sind unfassbare Naturwunder, aber zugleich eine extreme mentale Herausforderung für die Seele eines
Alleinreisenden.
22. Mai 2017
Mal ehrlich – in Illinois und Oklahoma sieht es rund um die Route 66 meist so aus wie am Rande der A 43 zwischen Wuppertal und Herne. Korn. Strommasten. Vergammelte
Werbeschilder. Machen wir uns mal nichts vor. Doch dann kommt der Tag, an dem passiere ich ein honiggelbes Schild. „New Mexico – Land of Enchantment“. Plötzlich befinde ich mich in einem Traum
aus Windspielen, Kunst und Magie. Ein Ort, der mich verzaubert – für immer.
15. Mai 2017
Eigentlich ist es immer Sommer auf der Route 66. Die Sonne knallt, der Asphalt schimmert.
Doch nicht an diesem Vormittag in Joplin. Schwere, schwarze Wolken stehen am Horizont wie eine Wand. Ich packe mal wieder meine Sachen und fahre los. Es geht von
Missouri durch Kansas nach Tulsa in Oklahoma. Da weiß ich noch nicht, was mich an diesem Tag erwartet. Und dass im "Tornado Alley" der Route 66 ein kleiner Albtraum wahr wird.
11. Mai 2017
Das deutsche Ehepaar schaut hilflos auf seinen Vertrag vom Mietwagen. Ich zögere kurz und spreche sie dann an. Die beiden sind erleichtert, als ich einen Blick auf
die englischen Papiere werfe. Der Typ von Alamo ist erleichtert, dass jemand das offensichtliche Kommunikationsproblem für ihn löst. Ich bin erleichtert, dass ich kurz nicht daran denken muss,
wie ich meinen Wagen aus der Verkehrshölle von Downtown Chicago herausbekomme. Es ist mein erster Tag auf der Route 66. Eine lange Reise durch den ganzen Kontinent zur Westküste
beginnt.
4. Mai 2017
Krachend fährt die silberne Hochbahn auf den golden schimmernden Eisenträgern dahin – zwischen ockerfarbenen Art-déco-Gebäuden, Messingschildern und orangefarbenen Laternen, die sich in den Pfützen auf dem brüchigen Asphalt spiegeln. Glasfassaden verschwinden im Nebel, die verschnörkelten Zeiger einer großen Uhr an der Straßenecke scheinen hier besonders langsam zu laufen. Chicago: eine Zeitreise; die Straßen voller Musik.
28. April 2017
Meine Güte, ist die Interstate aber laut – und das mitten im Nationalpark. Denke ich. Doch je weiter ich mich von der Straße entferne, desto lauter wird das Donnern
und Tosen. Eine riesige, weiße Wolke liegt über dem Ende des Flusses, als wäre dort gerade ein Hochhaus gesprengt worden. Wie flüssiges Glas kippen die Wassermassen in den Abgrund. Ich bin an den
Niagarafällen angekommen. Wo mich die speiende Gischt wie eine Dusche einfängt und der Drache der Naturgewalten rumort.
23. April 2017
Wenn New York eine knallrote Chilischote mit gelbem Mais und violetten Bohnen ist, dann ist Washington D.C. die weiße, kalte Milch, die man im Anschluss trinkt.
Bodenständige Säulen, massive Fassaden, polierte Messingschriftzüge. Die Metro zischt dahin, Teppich in den Gängen, die Sitze wie Ledersessel. Angenehm rascheln die hellgrünen Blätter der
Baumkronen im Park im sanften und fast subtropischen Wind. Ich habe die zweite Station meiner langen Reise erreicht: die Hauptstadt der USA. Und alles ist Washington.
19. April 2017
Es gibt so Begriffe, die sind tief in dem Teil unseres Gehirns verankert, wo die Vorurteile wohnen. Wer vom New Yorker Stadtteil „Harlem“ hört, denkt oft an Gewalt, Gefahr, Drogen, Prostitution, Waffen. Stimmt auch – wenn man in die 70er bis 90er Jahre schaut. Doch wie ist das inzwischen?
Gegenmeinungen gibt es da viele. Also dachte ich, ich geh mal hin und schau mir das an! Kommt mit auf eine spannende Tour durch ein bewegtes Viertel.
16. April 2017
Ein Haufen Mücken sammelt sich unter der Lampe, aus Audrey Hepburns Gesicht quellen bunte Farben und Formen, ein Vogel lugt zweidimensional hinter einer Hecke
hervor. Dann sind da noch eine Tasse mit Löffel aus Fell und ein tobendes Sternenmeer. Nicht zu vergessen der knapp zweieinhalb Kilometer lange, begehbare Stadtgarten über den Straßen der City,
in dem seltsame Zauberstiefel stehen. New York – eine Schatztruhe der Kunst! Folgt mir auf dem Weg zu den schönsten, surrealsten, bekanntesten und unbekanntesten Meisterwerken in den großen
Museen und an den Häuserfassaden Manhattans.
12. April 2017
Die prächtige Kathedrale reckt sich in den Himmel. Die helle Fassade strahlt vor dem blauen Himmel. Doch keine Chance. Sie ist und bleibt winzig zwischen den
Glasfassaden, die sich direkt neben ihr emporranken. Die Fenster der Hochhäuser reflektieren auf der Kirchenfassade und lassen das Gotteshaus wirken, als stünde es in einem Goldfischglas unter
Wasser. Einige Meter tiefer unter der Erde rumpelt die Metro, die einem 50er-Jahre-Krimi entsprungen zu sein scheint. New Yorks Architektur ist ein Dschungel aus Glas, Design und Gangsterfilm.
Wirf den Kompass weg und geh einfach los.
7. April 2017
Warmes Licht durchströmt die Eingangshalle. Mein Blick geht hinauf. Und hinauf. Und hinauf. Zugleich ziehen sich endlose Bögen aus Marmor in die Ferne, breite
Treppenstufen ergießen sich in das Foyer. Die New York Public Library – fast vermutet man Dumbledore um die nächste Ecke herum. Meine allerersten Eindrücke aus den USA – mit großen Emotionen an einer ziemlich kleinen Freiheitsstatue.
5. April 2017
Am Düsseldorfer Flughafen mischt sich um 6 Uhr morgens dichter Nebel mit der Nacht. Alle Lichter auf dem Rollfeld sind verschwommen. Vielleicht auch ein bisschen
wegen den winzigen Tränen des Abschieds. Mit Verspätung geht es los nach London-Heathrow und dann nach New York. Ab sofort werde ich allein sein. Für die nächsten vier Monate. Ein riesiges
Abenteuer wartet auf mich. Mir ist schlecht vor Freude, Angst und Aufregung. Etwas, das auch nicht gerade besser wird, als ich in New York lande und mich erstmal heftig in der U-Bahn
verirre.
15. März 2017
INTO THE WILD! Ich lasse meinen Job hinter mir, mache meinen Lebenstraum wahr und werde ab Anfang April vier Monate lang
quer durch die USA reisen. Allein, abenteuerlustig und ohne jede Verpflichtung. Vor mir liegen 25.000 Kilometer mit Flugzeugen, Bus und Auto. Frost und 50 Grad Celsius unter brennender Sonne.
Metropolen, Hochgebirge, Nationalparks, Meere und Wüsten. Das ist das Ding, von dem ich geträumt habe, seit ich ein Kind war. Das Ding, auf das ich zehn Jahre lang hingespart habe. Das Ding, das
ich machen muss, bevor ich sterbe. Und sei es vor Aufregung.
Es ist jetzt oder nie. Kommt mit mir auf meinem kleinen Blog!