Deutsch-Amerikanischer Blödsinn.

7. August 2017

USA Buchstaben am Independence Day
Dekoration am 4. Juli

Eine kleine Abrissparty mit Augenzwinkern. Mit einem Zeigefinger, der wahlweise herumfuchtelt oder sich selbst an die Stirn tippt. Kleine und große Kuriositäten aus den USA, die ich während meiner viermonatigen Reise erlebt habe – mit selbstkritischen Seitenhieben auf die eigene Heimat. Ganz objektiv und glasklar durch meine 26 Jahre alte deutsche Brille im 90er-Look. Achtung, dieser Beitrag enthält möglicherweise Ironie.


Einkaufen
Im Supermarkt wirft man einfach mal alles in den Einkaufswagen und lässt sich an der Kasse überraschen, was es wirklich kostet: Steuern werden in den USA erst hinterher zum Gesamtpreis addiert. Nach welchem Prinzip das passiert, habe ich auch nach vier Monaten nicht wirklich verstanden. Einmal haben sogar die gleichen Donuts von derselben Kette in derselben Stadt steuerlich unterschiedlich viel gekostet. Davon abgesehen fliegt man bei den Lebensmittelpreisen komplett weg. Ein paar Scheiben Käse kosten mal eben umgerechnet 5 Euro, eine Tafel Schokolade 3 Euro oder eine Fertigpizza 10 Euro. Da fühlt sich ein Picknick im Grünen auf einmal an wie eine Dinnerparty.

Wie Tankt man in den USA?

Historische Zapfsäule an der Route 66
Historische Zapfsäule an der Route 66

Tanken

 

Tanken, reingehen und bezahlen ist extrem langweilig. Lieber vorher reingehen, raten, wie viel Sprit man braucht, bezahlen, dann zu viel oder zu wenig tanken, wieder reingehen und noch mal bezahlen oder wahlweise Geld zurückbekommen. Einheimische haben diesen Spaß nicht – er ist reserviert für Leute mit ausländischer Kreditkarte!
Davon abgesehen kostet Benzin ungefähr 60 Cent pro Liter (was allerdings vom Bundesstaat abhängt). Am besten isst man also schnell eine Kleinigkeit in Deutschland, springt ins Flugzeug, fährt eine Runde durch die USA und fliegt vor dem ersten Hunger wieder zurück!

 

Trinkgeld

 

„Damit Sie sich gut fühlen, erwarten wir ein Trinkgeld von 25 Prozent.“ So kann man es natürlich auch ausdrücken. Andererseits habe ich erfahren, dass die Kellnerinnen und Kellner in den USA teilweise so gut wie nichts verdienen (manche etwa $ 2,50 pro Stunde) und deshalb die Trinkgelder so hoch sind.

Nur Lastwagen Fahren SO Langsam!

Straße kurz vor Monument Valley
Wunderschöne Straßen, auf denen man leider nur schleichen darf
Baustellen
An Baustellen, meist bei Spurverengungen, stehen oft Leute in der brennenden Hitze, schwenken Fahnen und drehen ein Schild hin und her. Auf der einen Seite steht „Stop“ und auf der anderen „Slow“. Man könnte auch eine Baustellen-Ampel aufbauen, aber mutmaßlich ist der Strom, den sie verbraucht, teurer, als das Gehalt, das diese Menschen bekommen.
Geschwindigkeitbegrenzungen
Was in den USA zum Teil als Höchstgeschwindigkeit auf den Interstates gilt, ist in Deutschland ein Grund zum Ausflippen. Nur Lastwagen fahren SO langsam! Als in Nevada die Begrenzung tatsächlich einmal bei rasenden 80 mph (130 km/h) lag, ist niemand außer mir tatsächlich SO schnell gefahren. Ich habe Mustangs und sogar einen Ferrari überholt mit dieser enormen Geschwindigkeit. Vielleicht glauben die Fahrer, dass man am Horizont hinten runterfällt, wenn man SO schnell fährt. Zum Glück endet der Horizont in den USA ja nie.


Hilfe, ein Kreisverkehr!

Oldtimer in Pontiac auf der Route 66
Nichts geht ohne Auto - und einige Verkehrsregeln in den USA
Verkehrsregeln
Ziemlich cool: Wenn niemand aus der Gegenrichtung kommt, darf man fast immer bei Rot rechts abbiegen. Spart enorm Zeit! Ziemlich lustig: Viele Amerikaner haben Angst vor Kreisverkehren, weil es kaum welche gibt. Ziemlich clever: Es gibt Kreuzungen mit vier Stopp-Schildern. Wer zuerst da ist, darf als erster wieder fahren. Und da alles so gemütlich abläuft, rast auch keiner zur Haltelinie, um als Erster da zu sein.
Kreditkarten
Wirklich niemanden interessiert, ob ich gerade meinen gesamten Einkauf (mit Steuern!) mit der Kreditkarte eines 60-jährigen Kerls namens Karl-Otto bezahlt habe. Einen Ausweis muss man fast nie vorzeigen und eine Unterschrift ist auch meist überflüssig. Manchmal muss man mit dem Finger auf einem Touchpad unterzeichnen. Einmal habe ich eine Ente daraufgemalt und keiner hat es gemerkt.

Gefahren in den USA - Wo Steckt Roland Emmerich?

Downtown Chicago mit Wrigley Building
Eine der gefährlichsten Städte der USA: Chicago

Gefahr

 

Gullydeckel fliegen hoch, zwanzig Polizeiwagen brettern durch Schusssalven. Roland Emmerich rast mit einem Batmobil über den Times Square, während eine junge, weiße Frau in der U-Bahn von einer Gang ausgeraubt und anschließend von einem Hochhaus gestoßen wird. Ich habe keine Ahnung, weshalb Amerikaner ihre amerikanischen Städte in amerikanischen Filmen gern so darstellen. Nachdem ich wochenlang in fünf Mega-Städten – auch nachts – alleine unterwegs war und mir bloß andauernd Leute freiwillig mit dem Fahrplan helfen wollten, bin ich echt enttäuscht!

Selbstverständlich gibt es auch gefährliche Stadtteile – aber wo gibt es die nicht?
Für mich lag die größte Gefahr in den USA bei den unberechenbaren Naturgewalten, wie den enormen Stürmen, Fluten und Feuern.
W-LAN
Ich glaube, an zwei Tagen in vier Monaten hatte ich mal kein W-LAN. Einen Tag davon habe ich in einer abgeschiedenen Berghütte verbracht. Jeder Kaugummi-Automat in den USA hat public wifi. Jede Bibliothek, jedes Café, jeder Bahnhof, jede Unterkunft – ob privat oder im Motel –  und jedes Museum. Grandios für Reisende aus anderen Ländern! Ich habe nicht für ein einziges MB Daten zahlen müssen und war immer „connected“.

Teure Bildung und Wunderbare Fremde

Blogger and a new friend in Central Park
Ich und Julian im Central Park - wir kannten uns vorher nur über Instagram

Universitäten

 

An die Uni zu gehen, bedeutet in den USA, ein Vermögen anzusparen und auszugeben. Als ich erzählt habe, wie gering unsere Gebühren an Unis in Deutschland sind, waren einige kurz davor, zu weinen oder wahlweise auszuwandern. In Amerika starten die öffentlichen Universitäten mit Preisen, wie wir sie von Privatschulen kennen. Traurig!

Menschen
Die Menschen, die ich von New York über Oklahoma, Texas, Kalifornien und Wyoming bis Minnesota erleben durfte, waren einfach über alle Maße freundlich, herzlich und vorbehaltlos. Ihre Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit war teils mehr als überwältigend – über alle Kulturen und Religionen hinweg. Als ich zurück nach Deutschland kam, hatte ich einen kalten Kulturschock vom lauwarmen Händedruck.

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